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Haare ab fürs Militär

By Frank

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In den siebziger Jahren wurden die Haare für Männer immer länger und in weiten Kreisen auch allmählich hoffähig. Die einzige Bastion blieb die deutsche Bundeswehr obwohl es auch hier 1971den so genannten Haarerlass gab, der das Tragen von langen Haaren

unter einem Haarnetz erlaubte. Die Soldaten konnten ihre Bärte und Kopfhaare so lang wachsen lassen wie sie wollten. Bilder von damals zeigen bärtige Soldaten mit Mähnen bis zum Gürtel oder Locken, die unter dem Stahlhelm hervorquellen. Der Spott im Ausland war groß und die Bundeswehr wurde als „German Hair-force “ tituliert. Als  die Kopflaus sich ausbreitete wurde die Freizügigkeit 1972 wieder einkassiert und die Haare durften nur noch bis zum Hemdkragen reichen. Die Soldaten waren sauer, weil sich viele nur wegen der lockereren Haarregeln länger verpflichtet hatten. Alle Proteste halfen nicht- die langen Mähnen mussten ab. Für die Friseure in  und außerhalb der Kasernen war es damals ein Segen und sie konnten sich vor Kunden kaum retten. Ich erinnere mich noch gut an unseren Nachbarssohn, der in einer Rockband spielte und dessen braunen lange Haare bis zum Arsch hingen, von seinem Spieß genüßlich zum Haareschneiden geschickt wurde und nicht mehr wiedererkennbar mit einem Kurzhaarschnitt auftauchte.

Auch ich ließ mir meine Haare seit Anfang 1970 wachsen und hatte nicht die Absicht sie je wieder kürzen zu lassen. Ich fand lange Haare schön, geil und zeitgemäß und meine Eltern hatten nichts dagegen, weil ich keine Probleme machte. In der Schule hatte ich mit Abstand die längsten Haare und war bei den Mädels beliebt, da ich als Gitarrist in einer Rock-Band spielte.  Im Sommer 1975 wurde ich gemustert und versuchte verzweifelt mit einem Trick der drohenden Wehrfähigkeit zu entgehen. Ich träufelte mir kurz vor der Musterung etwas Bleidioxid (besorgte ich mir aus dem Chemieunterricht) auf meine Brust und verteilte die Flüssigkeit spotweise. Nach dem Röntgen erschienen die Stabsärzte mit ernstem Gesicht und zeigten mir  das Röntgenbild meiner Lunge mit besorgniserregenden schwarzen Löchern. Doch der ältere Stabsarzt ließ sich nicht beirren. Er war der Ansicht, daß ich eigentlich bereits tot sein müsste, nahm einen nassen Waschlappen, wischte meine Brust ab, und sandte mich erneut zum Röntgen. Danach präsentierte er mir ein makelloses Röntgenbild meiner Lunge erklärte er mich für voll tauglich. Er betrachtete schockiert and angewidert meine arschlange Haarpracht und war der Meinung, dass man in der Armee aus mir einen anständigen Menschen machen würde.

Nach dem Abitur 1976 bekam ich meine Einberufung zum 1. Dezember 1976. Es half nichts, ich musste wohl einrücken, da ich nicht verweigern wollte. Denn damals musste man vor einer Kommission bestehend aus ehemaligen Marinerichtern und 2. Weltkriegsoffizieren darlegen, warum man den Wehrdienst verweigern wollte. In der Regel fiel man beim ersten Mal durch und wurde von diesen Typen schnell als Vaterlandsverräter gebrandmarkt. Ich war als junger Mann leicht zu verunsichern und rechnete mir auch schon wegen meiner langen Mähne keine Chancen aus als Verweigerer anerkannt zu werden. Darüber hinaus dauerte der Ersatzdienst, Zivildienst genannt, 3 Monate länger als der Wehrdienst.

Eine Rettung für meine Haare gab es daher nicht. Den Spott in der Kaserne wollte ich umgehen indem ich mir meine Haare vorher abschneiden lassen wollte um dann nach der Einberufung geschoren zu erscheinen. Einige Wochen vor meiner Einberufung schlich ich schon mal an einem Friseursalon in der Nähe vorbei, traute mich aber nicht hineinzugehen. So verging die Zeit. Am Wochenende vor dem 1. Dezember nahm ich all meinen Mut zusammen und war wildentschlossen mich von meiner Mähne zu trennen. Ich spähte in den Frisier-Salon in meiner Seitenstraße und sah, dass darin zwei jungen Frauen mit kurzen Haaren bedienten. Lieber eine nette Friseuse als ein grober Friseur, der nur dumme Bemerkungen machte, dachte ich, schlich unsicher mehrmals an dem Laden vorbei und fand einfach nicht den Mut hineinzugehen.

Die Friseuse Gina sah in den letzten Wochen mehrmals einen jungen Mann im dunkelgrünen Parka um den Salon schleichen. Er war etwa 1.75 m groß und schlank mit einem roten Schnauzer und langen Koteletten. Seine hellblonden leicht gewellten Haare hatte er offensichtlich unter dem Kragen seines Parkas versteckt. Sie war amüsiert über den offensichtlich inneren Konflikt des potentiellen Kunden und hoffte, dass er bald sein „Rapunzelsyndrom“ überwunden haben würde. Sie war gespannt was sich unter dem Parka verbarg und er endlich hereinkam. Zwei Tage später huschte eine Gestalt mit wehenden offenen blonden Haaren an Ihrem Salon vorbei. Ob Mann oder Frau war nicht erkennbar. Das besondere war die Haarlänge, denn die Mähne reichte bis fast an die Kniekehlen heran. So was würde sie gerne unter Ihre Schere bekommen.

 

Ich hatte all seinen Mut zusammengenommen und war mit offenen Haaren am Salon vorbeigelaufen, ging aber nicht hinein, weil ich mich beobachtet fühlte. Jetzt versteckte ich meine Haare wieder unter dem Parka. Irgendwie lächerlich, aber ich bekam halt nicht die Kurve. Es war Samstag und am Mittwoch musste ich einrücken. Es half nichts, der Friseurbesuch war heute unvermeidbar!

Gina sah auf die Uhr – es war 13.30 h und sie war allein im Salon. In einer halben Stunde war Feierabend. Sie setzte sich auf einen der Wartestühle und wollte sich gerade eine Zeitschrift zum Lesen angeln als sie draußen wieder diesen Typen im Parka sah der unentschlossen auf und ab lief – witzig. Sie ging in einen der hinteren Räume um eine Zigarette zu rauchen.

Ich sah auf die Uhr-länger konnte ich wirklich nicht mehr warten und betrat schweren Herzens den Frisiersalon. Eine Glocke bimmelte. Niemand da! Ich sah zwei rote hydraulische Frisierstühle im hinteren Bereich des Salons und betrachtete im Empfangsbereich drei leere hölzerne Wartestühle vor dem Empfangspult. Gott sei Dank keiner da! Ich wollte schon wieder gehen und es am Dienstag wieder probieren- doch in dem Moment erschien eine Friseuse –schlank, ca. 1,60m groß mit raspelkurzen schwarzen Haaren und blauem Plastikkittel.

Gina war wieder zurück in den Salon gegangen und war überrascht als sie den Parkatypen im Raum stehen sah. „Hallo, was kann ich für dich so kurz vor Feierabend tun?“, fragte Sie.

Ich stammelte: „Ich möchte einen Haarschnitt- es muß ganz kurz werden- für die Bundeswehr.“ Sie half ihm aus seinem Parka und hielt den Atem an als sie seine Haare betrachtete. Sie waren hellblond, leicht gewellt und reichten ihm hinten bis fast an die Kniekehlen und vorne bis zum Oberschenkel. Die waren wohl seit Jahren nicht geschnitten worden. Deshalb liefen die Haare hinten spitz zu, waren aber ohne Spliss. Er trug einen ungeschnittenen Seitenscheitel und hatte seine Stirnhaare hinter die Ohren geklemmt, um freie Sicht zu haben. Sie bat ihn einen Moment im Wartebereich Platz zu nehmen. Sie ging in den Nebenraum und kam mit Cape und Papierrolle zurück. Sie sah, dass er auf seinen Haaren saß und sein unendlich langer Pony jetzt sein rechtes Auge vollständig verdeckte. Schade um den Feierabend, aber dies hier war ein toller Spaß, den Sie sich nicht entgehen lassen wollte.

„Warum hast du nicht einen Termin gemacht? Es ist doch gleich Feierabend.“-” Tut mir leid aber ich wollte nicht, dass mir jemand beim Haarmassaker zusieht.” ,sagte ich zu ihr. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und seufzte: „Na gut, ich kann dich noch drannehmen. Du hast Glück, dass gerade nichts los ist. “ Sie bat mich aufzustehen und fasste meine Haare hinten im Nacken zusammen, zog sie nach vorne und bat mich sie festzuhalten und etwas anzuheben. Sie band mir eine Halskrause um und legte mir ein dunkles Cape um meinen Hals. Ich ließ die Haare los und durfte einem der Frisierstühle Platz nehmen.

Sie nahm eine Bürste und begann meine Haare langsam nach Hinten auszubürsten. Ich betrachtete mich im Spiegel – die blonden Scheitelhaare überdeckten mein rechtes Auge und rutschten fast bis an das Ende des Capes herab. „Meine Güte, Sie haben aber wohl schon lange keinen Friseursalon mehr von innen gesehen, sie können ja schon auf ihren Haaren sitzen! Das ist mehr als überfällig so eine Mähne abzuschneiden. Da brauche ich ja eine Heckenschere! Ich hasse solche Mähnen! Das macht immer so viel Arbeit.“

Sie betrachtete die Haarmasse, die hinten fast den Boden berührte und entschloss sich die Haare trocken zu schneiden, um möglichst viel Spaß an der Sache zu haben. Sie nahm eine Schere und begann die Haare erst einmal grob auf Schulterlänge zu kürzen, wobei Sie den Pony am Ende gleich auf Stirnhöhe kappte. Der Boden füllte sich Zentimeter hoch mit langen Strähnen und im Schoß Ihres Kunden sammelten sich bergeweise Haare, die überquollen als sie den ellenlangen Pony kürzte.  Nun fixierte Sie die Deckhaare mit zwei großen Klammern und rasierte den Nacken und die Seiten mit der Haareschneidemaschine aus. Danach löste Sie die Klammern, und schnitt das Deckhaar auf zwei Zentimeter Länge ab und schor die Koteletten ab. Ihr Kunde war nicht wieder zu erkennen.

Ich betrachtete mich mit Tränen in den Augen im Spiegel und war geschockt. Mit einer solchen drastischen Veränderung hatte ich nicht gerechnet. Um mich herum ein Gewirr an Haaren und eine Friseuse, die zufrieden aussah. Nun konnte ich einrücken ohne den Spott über mich ergehen zu lassen. Ich zahlte und verließ fluchtartig den Laden.

Während und nach meiner Dienstzeit ließ ich meine Haare immer bei Ihr schneiden und ließ sie mir nicht mehr länger als bis Schulterlänge wachsen. Da meine Pass- und Fahrzeugpapiere noch mit alten Langhaarfotos versehen waren, hatte man Probleme mich bei Kontrollen auf den Fotos zu erkennen. Dieser denkwürdige Haarschnitt war für mich der Abschied von der Jugend, wo man fast alles tun und lassen konnte was man wollte und man noch keinen größeren Zwängen unterlag.

 

Franko

 

 

 

 

 

 

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